Alleine der Titel erweckt bei manch eingefleischten FX Fotografen vielleicht schon Bauchschmerzen. Denn was ich bei diesem kleinen Test mache, ist das sehr gute UWW DX Objektiv Tokina 11-16mm f2.8 an der Nikon D800 zu testen.
Erst seit ein paar Tagen besitze ich die Nikon D800 (über meine Eindrücke werde ich noch schreiben) und schon vor dem Kauf war klar, dass der von mir häufig genutzte Weitwinkelbereich mit dieser Kamera ein Problem werden wird. Da die hohe Auflösung der D800 sehr hohe Ansprüche an das Objektiv stellt. Doch genau im UWW Bereich schrumpft die Auswahl an potentiell gut performenden Objektiven, die bis in die Ecken scharfe Ergebnisse liefern, auf ein Minimum.
Meine persönliche Erfahrung mit der Wahl des passenden Super Weitwinkel Objektives für die D800 ist die, dass es derzeit ohne größere Kompromisse nicht zu gehen scheint. Mein persönlicher Favorit wäre das Nikon 14-24mm f2.8. Eine herausragende Linse, die eine sehr gute Performance auch an der D800 abliefert. Aus meiner Sicht hat dieses Objektiv aber einen ganz großen Haken: Es bessitzt keine Filterhalterung! Für mich ein absolutes Nogo, deshalb scheidet es für mich aus. Es gibt zwar Filterhalter von Lee oder Lucroit (den ich besser finde), diese Lösung ist aber mehr als unpraktikabel und abgesehen vom hohen Preis, muss man auch dort mit einigen Einschränkungen leben.
Eine weitere Linse aus dem Hause Nikon - das Nikon 16-35mm f4 - würde sich ebenso als potentieller Kandidat eignen. Es besitzt ein Filtergewinde (77mm) und ist zudem um einiges günstiger als das 14-24mm f2.8. Problem hier: Die Performance der Linse bei Offenblende ist bis in die Ecken weniger zufriedenstellend.
Ein weiterer Kandidat wäre das Zeiss Distagon 15mm f2.8. Der Preis befindet sich allerdings bereits im Sphären, der für mich nicht mehr vertretbar ist, vor allem bei der vergleichsweise durchwachsenen Performance die dieses Objektiv vorlegt.
Bevor ich nun also loslaufe und mir das Nikon 16-35mm f4 hole, wollte ich noch einen kurzen Test wagen, wie sich das Tokina 11-16mm an der D800 schlägt. In manchen Foren wird sogar berichtet, dass das Tokina an der D800 so gut wie ein premium Objektiv von Nikon performt. Wie jedenfalls bereits Ken Rockwell zeigte, ist es zumindest schon einmal fähig den FX Sensor vollends auszuleuchten. Bei meinen Recherchen fand ich allerdings nirgendwo hochauflösende Bilder, um sich selbst ein Urteil bilden zu können, für mich Grund genug selber tätig zu werden.
Die Schärfe des Tokina 11-16mm an der D800 ist im Sweetspot Bereich bereits bei Offenblende ausgezeichnet und verbessert sich nur noch minimal wenn abgeblendet wird. Viel wichtiger ist allerdings die Schärfe in den Ecken und da ist die Leistung (auch abgeblendet) weit entfernt von der Qualität einer Prime Linse. Hier ein hochauflösendes Bild: D800 + Tokina 11-16mm @ 16mm und f8 (anklicken um Original zu öffnen).
Leider durchgefallen. Das Ergebnis verbessert sich auch durch weiteres abblenden nicht mehr. Eine Rettung könnte allerdings noch die hohe Auflösung der D800 bringen. Die Kamera besitzt die Möglichkeit, ein Bild schon vorab um den Faktor 1,2 zu Croppen. Natürlich ist das eine Kompromisslösung. Zum einen befindet sich das Brennweitenäquivalent dann auf knapp 20mm und zum anderen verschenkt man eine Menge an Auflösung. Doch gerade letzteres lässt sich durch die hohe Auflösung der D800 verschmerzen. Schließlich besitzt das gecroppte Bild dann immer noch ca. 25 Megapixel, was mehr ist als die Auflösung der Canon 5D Mark III.
Und wieviel wird tatsächlich weggenommen? Hier ein Vergleich (Maus über das Bild bewegen):
Im hochauflösenden Bild der Cropversion sind die Ecken natürlich bedeutend besser. Nicht überragend, aber immerhin noch praxistauglich.
Dafür, dass das Tokina 11-16mm ein DX Objektiv ist, macht es an FX an der D800 abgeblendet eine gute Figur. Wer nicht die allerhöchsten Qualitätsansprüche an sein Bildmaterial bzw. im speziellen an die Bildecken hat, erzielt im Crop 1,2 Modus brauchbare Ergebnisse. Wer die volle Auflösung seiner D800 nutzen möchte, oder Wert auf Bildschärfe bis in die Ecken legt, wird mit dem Tokina 11-16mm an der D800 nicht glücklich werden.
Kommentare
colorfoto.de/.../...
Das Manko mit den Filtern sehen bestimmt manche anders, für mich ist es ein Ausschlusskriterium. Für mich sind die wichtigsten Filter nicht einmal die Grauverlauffilter (das kann man mittlerweile über die Dynamik auch schon ganz gut regeln) sondern mehr die Grau- und Polfilter.
Es gibt zig Beispiele hier auf meiner Seite wo ich mit Graufiltern künstlich die Belichtungszeit erhöht habe um z.b. Wasser zu glätten, oder bewegte Objekte zu entfernen. Bis zu einem gewissen Maße kann man das ja noch über die Blende regulieren, aber ich bin nicht bereit dafür Beugungsunschärfen in Kauf zu nehmen. Von daher führt für mich an einer Möglichkeit Filter anzubringen kein Weg vorbei
Sieht bei mir zur Zeit ähnlich aus wie bei dir. Habe mir auch eine Nikon D800 gekauft und jetzt noch div. DX Objektive wie dieses Tokina 11-16mm rumliegen.
Allerdings werde ich wohl wieder zum Tokina 16-28mm 2.8 greifen da ich damals an der 5D Mark II so begeistert war.
VG
Da mein Favorit aber ohnehin das Tokina ist, würde sich das bei der neuen Version wohl erst recht bestätigen.
bin durch deinen schönen Reisebericht von Island auch auf dieses Objektiv aufmerksam geworden und habe mich etwas näher damit beschäftigt.
Leider wird in vielen Erfahrungsberichten bei Amazon etc. auf die große Anfälligkeit bei Gegenlicht oder seitliche einfallendem Licht und die entstehenden Flares hingewiesen.
Wäre natürlich nicht so toll, wenn man das Objektiv nur bei bedecktem Himmel oder mit dem Licht im Rücken verwenden kann...
Wie sind deine Erfahrungen hierzu?
spotcatch.net/.../...
Dort gehe ich auch auf die Leistung des Tokinas bei Gegenlicht ein. Ich denke das sollte dir weiterhelfen.
Vielen Dank für den Tipp, wer lesen kann ist klar im Vorteil...
Ich wusste nicht das alle UWW (in meinem Budgetbereich) dieses Problem haben. Daher denke ich, das es für meine Canon trotzdem ne gute Wahl ist...
VG
Oliver
Zwischen billig und teuer gibt es dann nur Unterschiede in der Stärke der Ausprägung, gänzlich verhindern lässt sich dieser Effekt nicht.
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